Das Geheimnis liegt nicht allein im Sehen

HumanO[i]de

2019Stadtmuseum Tübingen

Künstlerische Intervention zu Menschlichkeit und Mathe
Digitale Bildmontagen

Episode 1 | Die Formel des Titels

Humanoide
Eine Gestalt mit Oberkörper, Kopf, Armen, Beinen und einem aufrechten Gang. Sieht zwar einem Menschen ähnlich, ist aber keiner. Merkt man auch daran, dass sie keine  Einkaufszettel braucht. Überhaupt ist das mit den menschlichen Bedürfnissen so eine Sache.

Das «i»
Abgesehen davon, dass wir ohne das «i» (neunter Buchstabe im lateinischen Alphabet) im Wort Humanoide das Wort «HumanODE» lesen und damit in hellen Tönen und jauchzender Stimme ein Lobgesang an das Menschliche anstimmen, ist das «i» in der Mathematik ein numerus imaginarius – eine reine imaginäre Zahl. Nach bemühter Forschung auf diversen Internetseiten habe ich gelernt, dass die Geschichte der komplexen Zahlen ihren Start schon im 16. Jahrhundert hatte. Und mir soll diese imaginäre Zahl anscheinend schon 1987 in der Schule begegnet sein – woran ich mich natürlich gar nicht erinnern kann. Das «i» soll am Ende helfen, Gleichungen zu lösen, die keine echte Lösung haben. Eigentlich toll, gibts das auch fürs Leben? Und damit bin ich schon am Ende, hier zu erklären was die rein imaginäre Zahl «i» ist und halte mich an eine ODE – ein Lobgesang an das Leben.

Die eckige Klammer [ ]
Sie nennt sich auch Akkolade. Und sieht graphisch vor allem erstmal sehr schick aus wie ich finde. Etymologisch aus dem Französischen stammend bedeutet «accolade» Umarmung – sehr human, hübsch und passend also. Und ein kleines Küsschen kann’s wohl auch sein. Endlich. Noch mehr Mensch. In der Mathematik werden runde und eckige Klammern verwendet und definieren offene und geschlossene Intervalle. Werd’ da jetzt nicht näher drauf eingehen. Nur so viel: Eckige Klammern befinden sich immer außen. Und wenn du
bei deinen Matheaufgaben immer brav von innen nach außen die Klammern auflöst, passieren wohl auch keine Fehler mehr. Hätt ich mir mal merken sollen. Unterm Strich oder in der Klammer: Die eckige Klammer dient anscheinend vor allem einer besseren Lesbarkeit: HumanO[i]de. Stimmt!

Episode 2 | Die ArteFakte001-006

Ach jemine, jetzt kommen die gleich. Und ich hab noch nicht den Einkauf weggeräumt. Wo ist eigentlich mein Einkaufszettel geblieben? Hab gelesen, dass man auf die Dinger jetzt tierisch aufpassen muss. Sind wohl aussterbende Artefakte. Wer‘s glaubt wird selig. Die Nachbarn brauchen Unterstützung... haben sie mir heute Vormittag zugeraunt. Und die anderen sind – naja – zurechnungsfähig halt. Keine Ahnung wie oder was ich da helfen soll – die sind doch so intelligent. Ich könnte denen mein tolles Buch aus der Uni leihen, haben sie bestimmt schon abgespeichert. Obwohl...die sind vielleicht zu alt dafür, aber lustig sind die. Ich mag meine Nachbarn. Ich sollt da mal wieder reinschauen, also ins Buch. Diese blöde Aufgabe, zu der ich keine Lösung hab. Muss mich lösen. Sowieso. Von allem Möglichen. Noch schnell aufräumen? Zu spät und wurschd. Die sind ja nicht lange da. Gut, dass ich den Termin bekommen hab, ausgebucht wie die sind. Und erst hat keiner dran geglaubt. Feige Bande. Versuchskaninchen nennen sie mich – ok, unheimlich sind die Gesellen schon. Aber schlau – oder auch slau, aber auch sehr langweilig. Heut Morgen hab ich das Rotkehlchen gesehen, wie warm in dieser kalten Zeit. Vielleicht gibt es irgendwann keine Zeit mehr. Ich hab noch so viel auf der Liste. Jetzt ist erst mal mein kaputtes Knie dran. Und mein Herz. Hoffentlich kriegen die das hin mit dieser Dunkelheit im Herz. Aber anscheinend haben die das schon öfter gemacht. Merkt man ja auch, es wird schon viel mehr gelächelt überall. Ob das wohl echt ist? Versuchskaninchen...pffff – die haben doch keine Ahnung. Ich glaube an die...heilige...künstliche Intelligenz. Vielleicht sollte ich die auch mal ins Hirn eingreifen lassen, dann bin ich diesen Gedankenwust los. Obwohl – was bleibt mir dann noch? Nun denn...schau‘n wir mal. Hopphopp auf die Pritsche. Geht ja schnell. Dann hab ich mein Schlafzimmer wieder. Ein Hobby brauch ich auch mal wieder. Ich kann nicht immer nur grübeln, rechnen und denken. Malen nach Zahlen wäre eine Idee. Oder Seilhüpfen. Bestimmt zieht jetzt die ganze Prozedur einen Haufen Strom. Aber das ist denen ja egal. Und mir jetzt auch, die können ja nicht ohne. Ich könnt auch wieder in den Chor gehen – ob die auch Stimmbänder auswechseln...?

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